Tagpfauenauge – Aglais io

ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Das Tagpfauenauge wurde zum Schmetterling des Jahres 2009 gewählt.

Tagpfauenauge – Aglais io

 

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 50 bis 55 Millimetern. Sie haben eine rostrote Flügelgrundfärbung. Das unverkennbare und auffälligste Merkmal sind die an jeder Vorder- und Hinterflügelspitze gut erkennbaren, schwarz, blau und gelb gefärbten Augenflecken. Die der Vorderflügel sind innen deutlicher mit einem dunklen Fleck gefärbt. Daneben finden sich am oberen Flügelrand größere schwarze und weiße Flecken, die vom Flügelansatz bis etwa zur Mitte am Rand eng weiß und schwarz gemustert sind. Der Flügelaußenrand beider Flügelpaare ist breit graubraun, genauso wie der Körper und die Flügel um den Ansatz. Die Flügelunterseiten sind fein dunkelgrau und schwarz marmoriert.

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mitteleuropa über Teile Asiens bis nach Japan. Sie kommen in Lebensräumen wie offenen Wäldern, aber auch in Parks und Gärten vor.

Anders als die hoch spezialisierten Raupen sind die Falter wenig wählerisch, mehr als 200 Nektarpflanzen wurden registriert. Im zeitigen Frühjahr werden Weiden, Huflattich, Schlehen, Pflaumen und Löwenzahn besucht, im Sommer mit Vorliebe rote und blauviolette Blüten. Wichtig sind dabei Disteln, Wasserdost, Flockenblumen und Skabiosen, Klee und Luzerne. Gerne fliegt das Tagpfauenauge auch Schmetterlingsflieder (Buddleia) im Garten oder auf Siedlungsbrachen und Bahnflächen an. Im Herbst tritt zu Spätblühern wie Astern, Studentenblumen (Tagetes) und Efeu auch Obst als Nahrungsquelle hinzu. Nicht nur gärendes, am Boden liegendes Fallobst, sondern auch Früchte, die noch hoch im Baum hängen.

Die Falter fliegen jährlich in zwei Generationen: Die der ersten fliegen von Juni bis August, wobei je nach Wetterlage eine Diapause von Juli bis Oktober eingehalten wird, die der zweiten Generation fliegen von August bis Oktober.  Zum Überwintern suchen die Falter leicht feuchte und geschützte Winterquartiere, wie zum Beispiel Höhlen, Keller oder Fuchsbaue. Nach der Überwinterung können die Falter bereits von März bis Mai beobachtet werden.

In Mitteleuropa ernähren sich die Raupen fast ausschließlich von der Großen Brennnessel (Urtica dioica), sie sollen aber gelegentlich auch auf andere Brennnesselarten ausweichen. Selten fressen sie an Echtem Hopfen (Humulus lupulus).Die Raupen des Tagpfauenauges leben in der Regel an älteren stickstoffärmeren Brennnesseln im Halbschatten. In der Natur werden die Eier von den Weibchen gezielt nur auf solche Pflanzen abgelegt. 

Als langlebiger Schmetterling verfügt das Tagpfauenauge über einen sehr wirksamen Schutz gegen seine Fressfeinde. Im Ruhezustand mit zusammengeklappten Flügeln sehen Vertreter dieser Art eher wie dürre Blätter aus. Bei drohender Gefahr wird bei ihnen ein Bewegungsprogramm ausgelöst, bei dem sie ihre Flügel ruckartig auseinanderklappen, dabei ein zischendes Geräusch erzeugen und ihre augenförmige Flügelzeichnung zeigen. Dies hilft bei neugierigen Vögeln, Mäuse beeindruckt dies jedoch nicht.

Die Weibchen legen 50 bis 200 Eier auf die Unterseite der Blätter von sonnig oder höchstens halbschattig stehenden, luftfeuchten und windgeschützten Futterpflanzen. Die Eiablage mehrerer Weibchen erfolgt manchmal gemeinsam unter das gleiche Blatt. Die Eier sind circa einen Millimeter groß, grün und mit acht feinen Längsrippen versehen. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die circa drei Millimeter langen Raupen. Sie haben eine weiß grünliche Farbe und eine glänzende, schwarze Kopfkapsel. Sie leben gemeinschaftlich und häuten sich schon nach wenigen Tagen zum ersten Mal. Das Zusammenleben im gemeinsamen Gespinst ist ein wirksamer Schutz gegen Parasiten wie z. B. Schlupfwespen. Die danach leicht graubraunen Raupen legen ein Gespinst an, das in weiterer Folge die ganze Pflanze überzieht. Nach weiteren drei Häutungen und je nach Anzahl der Tiere mehreren Übersiedelungen auf neue Futterpflanzen sind sie, nach insgesamt etwa drei bis vier Wochen, ausgewachsen und tief schwarz mit weißen Punkten. Sie zerstreuen sich, um sich an vertrockneten Stängeln oder ähnlichem in Stürzpuppen zu verpuppen.

Nach circa zwei Wochen kann man die Flügelzeichnung des fertigen Falters bereits durch die leicht durchsichtige Puppenhülle erkennen. Der Falter bringt diese an der Spitze beginnend an vorgegebenen Nähten zum Reißen und zwängt sich nach unten heraus. Vor dem Abflug werden die schlaffen Flügel mit Blut und Luft aufgepumpt und erhärten danach. Tagpfauenaugen sind schon früh paarungsbereit und können die nächste Generation hervorbringen.

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