Pflanzenstärkungsmittel selbst herstellen – Jauchen und Co.

Kostenlos, einfach herzustellen, wirkungsvoll und ökologisch – so sollte ein Pflanzendünger sein. Diese flüssigen Dünger enthalten viel Stickstoff und Kali. Sie sind damit für fast alle Pflanzen eine gute Stärkung. Zudem sind sie wesentlich preiswerter als ein Flüssigdünger vom Handel.
Auch fördern sie die Bildung des grünen Blattfarbstoffs Chlorophyll und locken nützliche Gartenhelfer an – beispielsweise Regenwürmer. Auch deshalb ist Pflanzenjauche ein guter Aktivator für den Komposthaufen.

Unterscheidungsmerkmale der Flüssigkeiten:

  • Jauche – die zerkleinerten Pflanzenteile werden in einem geeigneten Gefäß mit Wasser übergossen, abgedeckt und dann für 10 bis 14 Tagen vergoren. Mit Zugabe von Gesteinmehl unterdrück man die Geruchsentwicklung.
  • Brühe – dazu werden die zerkleinerten Pflanzenteile in Wasser eingeweicht, dann aufgekocht und für einige Tage stehen gelassen, ohne dass die Brühe dabei zu gären beginnt.
  • Tee – getrocknete oder auch frisch gepflückte Pflanzen werden mit kochendem Wasser für kurze Zeit aufgebrüht.
  • Kaltwasserauszug – die Pflanzen werden für einen halben bis ganzen Tag in kaltem Wasser angesetzt und dann unverdünnt gegossen oder gespritzt. Bei diesem Ansatz muss man dafür sorgen, dass der Kalt-Wasserauszug nicht vergärt.

Allgemeines vorab, wie eine gut sortierte Apotheke hält die Natur selbst in Kräutern, Gemüsepflanzen, Sträuchern und Bäumen probate Mittel für Pflanzenschutz und Düngung bereit. Allerdings müssen diese Mittel in Form von Jauchen, Brühen und Tees angesetzt und verfügbar gemacht werden. Hierzu sind einige Kenntnisse über die Pflanzen, ihre Inhaltsstoffe, deren Wirkungen und die Herstellung der Spritzmittel nötig.

Allgemeine Verwendung finden Jauchen zur Düngung von Kulturen. Sie können Kompost als Grundlage biologischer Düngung aber nicht ersetzen, sondern ergänzen diesen aufgrund ihres ausgewogenen Verhältnisses von Nährstoffen und Spurenelementen. Als Flüssigdünger in starker Verdünnung können sie auch zur Blattdüngung (Aufnahme der Nährstoffe über die Spaltöffnungen) verwendet werden.

Frische Jauchen, Brühen und Tees werden vor allem zur Kräftigung des Pflanzenwachstums und zur Schädlingsabwehr eingesetzt. Schachtelhalm z.B. festigt und härtet das Gewebe, die ätherischen Öle von Holunder und Tomaten wirken als Repellents. d.h. sie vertreiben Schadinsekten oder schrecken sie ab. Zwiebeln, Knoblauch und Kapuzinerkresse haben bakterizide Wirkung. Die schwefelhaltigen Senföle von Zwiebeln, Knoblauch und Meerrettich sowie die ätherischen Öle von Schafgarbe, Kamille und Pfefferminze hemmen Keimung und Wachstum von Pilzen.

Herstellung der Flüssigkeiten / Spritzmittel, besonders geeignet für die Herstellung der Spritzmittel sind Holzfässer. Plastikfässer sind wohl am ehesten verfügbar, sollten aber aus Polyethylen bestehen, weil ansonsten durch Freisetzung chemischer Verbindungen die Mikroorganismen geschädigt werden. Steingut-, Ton- und Emailgefäße sind ebenfalls geeignet. Metallgefäße sind ungeeignet, da Metall und Jauche schädliche, chemische Verbindungen freisetzen.

Optimal ist die Verwendung von nicht verschmutztem Regen- Bach- oder Flusswasser. Die Gefäße sollten mit einem Gitter oder Deckel luftdurchlässig verschlossen werden, damit Gase austreten aber Tiere nicht hineinfallen können.

Für den Ansatz gilt folgende Faustregel:
Auf 10 l Wasser reichen 1 kg frische oder 100-200 g getrocknete Pflanzen.
100 g getrocknete Pflanzen entsprechen 600-800 g Frischkraut.
20 l Spritzbrühe reichen für ca. 0,25 ha oder 2.500 m2 Kulturfläche.

Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense)
Der Ackerschachtelhalm hat keine Blüten, er zählt zu den Farnen und entwickelt am Ende einiger Triebe einen Sporenstand. Er hat neben Mineralstoffen, Spurenelementen und einer Reihe organischer Säuren vor allem einen hohen Gehalt an Kieselsäure. Früher wurde er deshalb zum Putzen des Zinngeschirrs verwendet, woher der Name Zinnkraut rührt. Grundsätzlich kann man zur Herstellung von Schachtelhalmbrühe jedoch auch andere Schachtelhalm-Arten verwenden, so zum Beispiel den Sumpfschachtelhalm, den Teichschachtelhalm oder auch den Wiesenschachtelhalm.
! Wirksames Vorbeuge- und Bekämpfungsmittel gegen verschiedene Pilzkrankheiten.
Gesammelt wird von Mai bis August die ganze Pflanze ohne Wurzeln.

Baldrian (Valeriana officinalis)
Baldrian ist wegen der beruhigenden Wirkung seiner ätherischen Öle im Wurzelstock als Heilpflanze bekannt. Der Blütenextrakt wird als Spritzmittel verwendet.
! Förderung des Pflanzenwachstums und der Blühfähigkeit.
Gesammelt werden von Juni bis August nur die Blüten.
Brennnessel (Urtica dioica)
Brennnesseln sind reich an Eisen, Spurenelementen, Phosphor, Stickstoff, Vitaminen und Enzymen. Sie werden zur Herstellung frischer und vergorener Jauche verwendet.
! Spritzmittel zur Schädlingsabwehr, Düngung, Bodenverbesserung und als Kompostzusatz.
Gesammelt werden vor der Blüte von Mai bis Juli die ganze Pflanze ohne Wurzeln.

Comfrey (Symphytum peregrinum) oder Beinwell (Symphytum officinalis)
Russischer Beinwell oder Comfrey kommt bei uns wild nicht häufig vor, ist aber möglicherweise auf dem Weg der Einbürgerung. Er ist eine wertvolle Heil-, Futter- und Düngepflanze. Sie ist sehr eiweißhaltig und enthält Stickstoff, Mineralstoffe und Spurenelemente. Der heimische Beinwell hat die gleichen Eigenschaften.
Beinwelljauche sollte vor allem bei stark zehrenden Pflanzen wie z.B. Tomaten oder Zucchini eingesetzt werden. Weiterhin kann die Beinwelljauche aber auch bei Freiland-Topfpflanzen als eine Art Flüssigdünger angewendet werden. Dadurch werden die Pflanzen widerstandsfähiger und gedeihen in den Töpfen weitaus besser.
! Pflanzenstärkungs- und Düngemittel, Kompostzugabe, Bodenabdeckung, Förderung der Knollen- und Fruchtbildung.
Gesammelt werden von Frühjahr bis Herbst, sobald die Blätter erscheinen, Blätter und Stiele.

Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) oder Adlerfarn (Pteridium aquilinum)
Farnkraut wird von Tieren nicht gefressen und auch von Schadinsekten weitgehend gemieden. Außerdem verfügen die Pflanzen über einen hohen Kaligehalt.
! Wirksames Schädlingsbekämpfungsmittel, Bodenbedeckung und Düngung.
Gesammelt werden von Juni bis September nur die Blätter, die nach dem Trocknen zu Grobpulver zerrieben werden.

Kamille (Matricaria recutita, =Matricaria chamomilla)
Die Kamille ist besonders wegen ihres Gehaltes an Kamillenöl wertvoll. Auf einem kegelförmigen Blütenboden sitzen gelbe Röhrenblüten, die von einem Kranz weißer Strahlenblüten gesäumt sind. Sie kann verwechselt werden mit der Hundskamille. Letztere ist jedoch geruchlos und der kegelförmige Blütenboden ist gefüllt, wohingegen er bei der echten Kamille hohl ist (zu sehen, wenn man ein Blütenköpfchen mittig aufreißt).
! Pflanzenstärkungsmittel, beugt Boden- und Wurzelkrankheiten vor. Förderung der Verrottung und Hemmung der Fäulnis in Komposthaufen.
Gesammelt werden von Juni bis August die Blüten und das Kraut.

Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Die Pflanze enthält antibiotisch wirksame Inhaltsstoffe, die dem Senföl nahestehen, aber noch wenig erforscht sind.
! Mittel mit antibakterieller Wirkung.
Gesammelt werden die Blätter, sobald sie erscheinen, die dann zu einem heißen Aufguß verwendet werden.

Lavendel (Lavandula officinalis)
Lavendel stammt aus dem Mittelmeerraum und braucht trockene, sonnige Sommer. Die Pflanze enthält ätherische Öle und entwickelt einen starken Duft.. Je weiter im Norden die Pflanze kultiviert wird, umso geringer ist allerdings ihr Gehalt an ätherischen Ölen.
! Wirkt als abweisend auf Insekten.
Gesammelt werden von Juli bis August Blätter, Blüten aber auch die ganze Pflanze.

Pfefferminze (Mentha piperita)
Die Pfefferminze enthält ätherische Öle. Minze vermehrt sich vor allem durch Ausläufer, die mit Erde leicht überdeckt Wurzeln schlagen und neue Pflanzen hervorbringen. Besonders gehaltvoll ist die „Mitcham”-Minze, deren Blätter einen purpurnen Schimmer entwickeln.
! Mittel mit keimhemmender Wirkung auf Pilzsporen und wachstumshemmender Wirkung auf Pilzhyphen..
Gesammelt wird die ganze Pflanze, die geschnitten wird, sobald sich die ersten Blüten zeigen.

Rainfarn (Tanacetum vulgare)
Die Pflanze enthält ätherische Öle.. Die Pflanze findet Verwendung in Kräutermischungen gegen Motten. Eine Mischung aus Rainfarn und Schachtelhalm hat sich vor allem gegen Blattläuse bewährt
! Wirksames Mittel gegen Bakterienkrankheiten, Rost und Mehltau. Wirkt als Repellent auf Insekten.
Gesammelt werden von Juli bis August Blüten, Blätter und Stiele.

Ringelblume (Calendula officinalis)
Die stark riechende Ringelblume ist ein problemloses Sommerkraut, das fast auf jedem Boden wächst.
! Stärkendes und gesundheitsförderndes Mittel für alle Kulturpflanzen besonders Tomaten und Kohlgewächse.
Gesammelt wird die ganze Pflanze allerdings ohne Samen.

Salbei (Salvia officinalis)
Salbei ist ein ausdauernder Halbstrauch, der aus der Mittelmeerregion stammt und in unseren Regionen im Winter gelegentlich stark zurück friert. Die Pflanze kann 2-3 mal im Jahr geschnitten werden. Die Blätter enthalten ätherische Öle.
! Schädlingsabwehrende Wirkung. Wichtiger Bestandteil von Mischkräuterjauchen oder -brühen.
Gesammelt wird die ganze Pflanze, der Wirkstoffgehalt ist jedoch vor der Blüte am höchsten.

Schafgarbe (Achillea millefolium)
Die Schafgarbe enthält vor allem in den Blüten ein ätherisches Öl, das keimhemmende Wirkung hat. Sie verfügt ebenfalls einen hohen Kieselsäure- und Kaligehalt.
! Pflanzenstärkendes Mittel und pilzhemmender Zusatz zu anderen Kräuterbrühen.
Gesammelt werden die Blütenstände von Juni bis September.

Thymian (Thymus vulgaris)
Der Gartenthymian (Th. vulgaris) stammt aus Südeuropa. Wiesenthymian (Th. pulegioides) ist an warmen sonnigen Stellen auch bei uns heimisch.
! Die Verwendung für Jauchen und Brühen ist die gleiche wie bei Salbei.
Gesammelt werden von Juni bis August die Blüten und das Kraut.

Zwiebel (Allium cepa), Knoblauch (A. sativa), Schnittlauch (A. schoenoprasum)
Die eng miteinander verwandten Allium-Arten sind in fast jedem Garten vertreten und verfügen aufgrund schwefelhaltiger ätherischer Öle über desinfizierende und keimhemmende Wirkung.
! Wirksames Mittel gegen Bakterien- und Pilzkrankheiten.
Schalen oder ganze Zwiebeln werden zur Jauche angesetzt. Gehackte Knoblauchzehen als Tee aufgegossen.

Wermut (Artemisia absinthum)
Wermut hat einen ungünstigen Einfluss auf benachbarte Pflanzen und sollte daher im Garten an einem abgesonderten Platz gepflanzt werden. Sein kräftiger Geruch wirkt auch auf Regenwürmer und andere kompostbewohnende Nützlinge abwehrend, so dass Wermut nicht unter zu kompostierendes Pflanzenmaterial gemischt werden sollte. Wermut ist dem Komposthaufen selbst und auch seiner Nähe fernzuhalten. Auf diese Weise lassen sich gegebenenfalls Blattlausprobleme klein halten und wirkt auch gegen Johannisbeer- oder Stachelbeersäulenrost.
! Schädlingsbekämpfungsmittel mit kräftiger geruchsintensiver Wirkung.
Gesammelt werden von Juli bis September Blätter und Blütentriebe.

Nichtpflanzliche Mittel
Kalium-Permanganat (3 g in 10 l Wasser gelöst) findet Anwendung als pilzhemmendes Mittel und desinfizierende Saatbeize.
Magermilch 1:1 mit Wasser gut gemischt kann ganzjährig 1x die Woche unverdünnt auf die Tomaten appliziert werden und wirkt gegen Krankheiten an Blättern und Früchten.
Schmierseifenlösung kann ganzjährig auf die Pflanzen ausgebracht werden. 300-500 g Schmierseife werden in 10 l heißem Wasser aufgelöst. Unverdünnt kommt die Lösung allgemein gegen Blattläuse zur Anwendung. Sie kann auch allen anderen Kräuterbrühen zugesetzt werden, weil dadurch das Spritzmittel besser an den Pflanzen haften bleibt und die Wirkung intensiviert wird.
Schwefelsaure Tonerde (Alaun) kann gegen Schildläuse und Weiße Fliege eingesetzt werden. 200 g Pulver werden in 1 l Wasser aufgelöst und vor Gebrauch in 9 l Wasser mit einem Reisigbesen oder Holzstock eingerührt.
Natrium-Wasserglas kann bei starkem Monilia-Befall Verwendung finden. Die 3%ige Lösung kann in Drogerien erworben werden und wird in die Baumkronen gespritzt.

@erebus


Quelle: biozac.de – die Ausarbeitung beruht auf der Broschüre “Pflanzensaft gibt Pflanzen Kraft – Abtei Fulda”
Genehmigung durch Verfasser: Dr. rer.nat. Karl Josef Strank – Geschäftsführer Freundeskreis Botanischer Garten Aachen e.V.

Kommentare sind geschlossen.