Hortus Mahli

Unser Garten gehört zu einem Pfarrhaus und ist von älterem Baumbestand gesäumt. Die ganz alten Eichen hat leider ein Sturm umgepustet, aber rund 60 jährige Eichen, Buchen, Linden und eine Blutbuche bringen viel lichten Schatten. Das Gelände wird von einer Buchenhecke gesäumt – eine Auflage beim Kauf. Ich versuche gerade davor Weißdorn, Weide und Wildrosen zu etablieren, ist aber wegen des Schattens ein mühsames Geschäft. Ein Teil der Grundstücksgrenze bildet ein wasserführender Graben. An ihm stehen Feldulmen (erstaunlich hoch und gesund) und Schwarzerlen.  Unser Boden ist typisch für das Münsterland schwer und lehmig, aber es gab eine rückseitige sonnige Schotteraufahrt die wir zu einer Wildblumenwiese umfunktioniert haben. In der Mitte des Gartens wurde von unserem Vorgänger ein Senkgarten mit einer Trockenmauer angelegt. Dort ist es halbschattig und  außen herum gibt es Staudenbeete und ein Wildblumenbeet, dass wir vorher mit Sand abgemagert haben.  In den Staudenbeeten wachsen viele bienenfreundliche Arten wie Salbei, Thymian, aber auch manchmal einfach etwas, was uns gefällt. Im Garten verteilt wachsen Apfelbäume, Kirsch- und Pflaumenbäume, Nektarinen, Kiwi, Birnenspaliere, Haselnuss, Holunder, Felsenbirne, sämtliche Beerensträucher, Kräuter. Der Gemüsegarten  (sehr klassisch mit gut durchzünslertem Buchs) enthält hauptsächlich Dauerkulturen wie Spargel, Topinambur, Erdbeeren, Heidelbeeren, Rhabarber, Maggikraut, etc., weil ich nicht genügend Zeit habe für andere Sachen. Beinwell und Borretsch wächst so nebenbei. Nachtkerze und Lupine poppt immer mal woanders im Beet auf und darf bleiben. Kartoffeln, Möhren und Salat versuche ich immer irgendwo noch unterzubringen, aber manchmal wird daraus nix. Außerdem ziehe ich Tomaten, Paprika und Chili in Topfkulturen.  Es gibt ein sehr trockenes Hügelbeet in der Nähe der Ertragszone mit einer Buche obendrauf und einem Wildbienenhotel. Dort ist im Frühjahr sehr viel Insektenverkehr, wenn die Traubenhyazinthen blühen. Ansonsten haben Löwenmäulchen, Ringelblumen und Sandnelken das Hügelbeet erobert. ich hab es dort schon mit allem versucht, aber im Sommer vertrocknet dort fast jedes Kraut. Hinter dem Hügel gab es einst einen Teich mit Fröschen und Molchen. Der ist leider vertrocknet. Die Graureiher haben alles rausgeholt, was dort einst gelebt hat. Er soll in den nächsten Jahren reanimiert werden, aber wie es so schön heißt: gut Ding will Weile haben. Vorerst habe ich aus drei alten Speißkübeln mehrere kleine Wasserstellen im Garten geschaffen, die gut funktionieren. Wasserstellen im Garten ist noch ein wichtiges Thema, dass ich noch nicht zufriedenstellend lösen konnte, aber immerhin haben wir ausreichend Brunnenwasser… Im hinteren Garten im “Ulmenknick” haben wir 8 Meter Totholzhecke und ein Brennesselbeet plus Jaucheproduktion. Die Jauche geht auf die Tomaten und in die Staudenbeete, insbesondere die Rosensträucher. Brennessel darf den ganzen Sommer auch rund um unsere Brennholzstapel wachsen, die wir im Winter für unseren Grundofen brauchen. . .   Da wächst natürlich auch gern Knoblauchrauke, Löwenzahn, Spitzwegerich und Schafgarbe. Im Garten gibt es mehrere Totholzhaufen oder stehendes Totholz. Es gibt ein von Heckenkirsche umfriedeten Kompostbereich  und vor dem Haus eine riesige nordseitige Rhododendronplantage. Die ist vielleicht zu nix gut, aber sie erspart mir das beackern der schattigen Nordseite (Kirchplatz) und das ganze saure, gerbstoffhaltige Eichenlaub kann ich dort jedes Jahr als Dünger nutzen. Ich wüsste sonst kaum wohin damit. Die Blaubeeren kriegen stattdessen den Weihnachtsbaum kleingeschnitten als Mulchschicht. Im Hortus Mahli wachsen an der Nordseite Hortensien (in Sichtachse zur Kirche – das sind wir der Bauernschaft schuldig), am Kompost eine Forsythie (die zeigt mir den Frühling an), am Holunder mitten im Wildblumenbeet wächst eine Uetersener Klosterrose, weil sie so schön ist und vor der Haustür Fuchsien aus demselben Grund.  Trotzdem haben wir einen Hortus – denke ich. Wir nutzen alles, was wir haben, wir tragen nichts ein, tragen nichts raus. Wir haben Ertrag und wir haben viele Ecken für Vögel und Insekten. Es gibt zum Beispiel seit diesem Frühjahr einen großen Buchenbogen, an dem ich eine hochwachsene wilde Kletterrose gepflanzt habe, die so gut bedornt ist, dass sie einen super Landeplatz für Vögel abgeben wird und zudem im Herbst viele Hagebutten für selbige bereithält. Ich sehe inzwischen Zaunkönige, Kleiber,  Finken- und Meisenarten, Rotkehlchen, Amseln, Spechte, Kuckuck und – im Kirchturm nebenan brütend – Turmfalken. Auf der Insektenebene kenne ich mich noch nicht so aus, aber das Summen hat in den letzten drei Jahren sehr zugenommen. Fledermäuse leben unter unserem Garagendach. Eigentlich gibt es hier immer für alle irgendetwas zu futtern, aber natürlich befinden wir uns noch auf dem Weg. Es gibt noch immer so viel zu tun, dass es eine Freude ist, sich alles auszudenken. Eine Seite unseres Fahrradschuppens wartet schon darauf ein neues Wildbienenhotel zu werden…

Kommentare sind geschlossen.