Hortus auf Balkonien – Ratgeber zur Hotspotzone

Immer wieder taucht die Frage auf, wir groß denn ein Hortus sein muss oder was die Kriterien für einen Hortus sind. Darf sich ein kleiner Garten von nur 50 qm Fläche schon Hortus nennen oder am Ende sogar ein Balkon? Markus Gastl  bejaht diese Frage ganz klar. In einem Interview mit Birgit Schattling während des letzten Bio-Balkon-Kongresses (2019), erklärte er, wie ein Hortus-Balkon funktionieren kann.

So schaffst du dir einen 3 Zonen-Garten auf dem Balkon 

Für den Hortus-Balkon nimmst du mindestens 3 Töpfe, wobei jeder Topf einer der drei Zonen Pufferzone, Hotspotzone und Ertragszone entspricht. Für die Pufferzone setzt du am besten einen kleinen Strauch mit essbaren Früchten, wie Johannisbeere, Aroniabeere oder Stachelbeere in einen größeren Kübel von mindestens 50 cm Durchmesser, so dass ausreichend Platz für dein Lieblingsobst vorhanden ist. Den Strauch könntest du noch mit Walderdbeeren oder Kräutern unterpflanzen. In den zweiten Topf pflanzt du mindestens eine Wildblume für die Hotspot-Zone. In einen schmalen Balkonkasten passen mehrere Stauden. Am preiswertesten ist die Aussaat von  Wildblumen. Die Ertragszone bildet der dritte Topf. den du mit essbarem Gemüse, wie Tomate, Stangenbohnen, Auberginen, Gurken und Kräutern bepflanzen kannst. Die Kräuter haben gleichzeitig als Hotspot-Bedeutung, wenn du sie auch mal für Insekten blühen lässt.

Die Verzahnung der drei Zonen auf dem Balkon funktioniert ganz einfach. Die Blätter, die von deinen Zonen abgeworfen werden,  kehrst du zusammen und verteilst sie als Mulchmaterial wieder auf den Töpfen. Dafür ist es sinnvoll, einen ordentlich tiefen Gießrand zu lassen. Auch ausgegeizte Tomatenstengel oder Gemüseschalen kannst du dort als langsam wirkenden organischen Dünger einbringen. So stehen die Töpfe alle im Zusammenhang  untereinander und entsprechen damit der Verzahnung der 3 Zonen.

Gute Anregungen zur Gestaltung einer Balkon-Hotspotzone findest du auf dem Blog Wilder Meter von Katharina Heuberger, den ich  heute vorstellen möchte. Katharina hat einen wunderbaren Wildblumen-Balkon in München und gibt viele Tipps zum erfolgreichen ökologischen Gärtnern auf ihrer Webseite.


© Wilder Meter, Katharina Heuberger

Online-Tipp: Ratgeber-Blog Wilder Meter für insektenfreundliche Balkonbegrünung

Artenvielfalt im privaten urbanen Raum fördern / Balkon als insektenfreundlichen Kleinstnaturgarten nutzen / Praxis-Tipps für das Balkongärtnern mit Wildpflanzen

Wildpflanzen auf dem Balkon sind gärtnerisches Neuland und nicht sehr verbreitet. Eine Ausnahme ist der Balkon der Münchner Umweltjournalistin Katharina Heuberger. Seit 2013 experimentiert sie mit ökologisch wertvollen, einheimischen Blühpflanzen auf ihrem Südbalkon „Wilder Meter“ im 5. Stock in der Stadtmitte von München. Um andere Menschen zum Nachahmen zu bewegen, begleitet sie das Projekt mit einer Website.

Tagpfauenauge am Berglauch Ende August © Katharina Heuberger

Auf dem Ratgeber-Blog www.wildermeter.de finden sich viele praktische Tipps für Einsteiger und Umsteiger, Interviews mit Gärtnern, Hintergrundwissen, Berichte von Erfolgen und Misserfolgen und viele spannende Naturbeobachtungen im Kleinstnaturgarten Balkon. Das Informationsangebot auf der Website ist kostenlos.

„Ich möchte es im Sinne der Artenvielfalt anderen Menschen so einfach wie möglich machen, auf insektenfreundliche Balkonbegrünung umzusteigen. Geranien haben für unsere Bienen den Wert von Plastikblumen“, erklärt Heuberger ihr Engagement.

Von zehn Quadratmetern Balkonfläche werden rund drei als Anbaufläche in Form von Blumenkästen, Töpfen und einigen größeren Pflanzkübeln genutzt. Die Bepflanzung besteht pro Saison aus rund 80 (größtenteils) einheimischen Wildpflanzenarten: Zwiebelpflanzen, Ansaaten einjähriger Sommerblumen, Stauden und Wildem Wein. Von Ende Februar bis Ende Oktober ist ein Blütenangebot vorhanden. Zusätzlich werden Nisthilfen für Wildbienen und Solitärwespen angeboten.

Wildbiene am Berglauch © Katharina Heuberger

Wildbienen, Solitärwespen, Hummeln, Wanzen, Bienen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und Vögel finden sich ein. Sogar eine Eidechse lebte einen Sommer auf dem Balkon. Rund 100 verschiedene Tierarten konnten als Balkonbesucher bereits mithilfe von Experten bestimmt werden.

© Wilder Meter, Katharina Heuberger

Hintergrund

Artenvielfalt ist wichtig für das Überleben der Menschheit. Der drastische Artenschwund in Deutschland ist dokumentiert, Folgen und Ursachen sind bekannt (siehe z. B. „Artenschutzreport“ des BfN, 2015). 1,7 Millionen Menschen haben mit ihrer Unterschrift beim „Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ in Bayern ein Signal gesetzt. Inzwischen wurde auch in Brandenburg und Baden-Württemberg ein Volksbegehren für die Artenvielfalt initiiert.

Eine Ursache für den Verlust der Artenvielfalt ist die starke Flächenversiegelung. In Bayern verschwinden täglich 13 Hektar Freifläche. München gehört zu den am stärksten versiegelten Städten. Der Einzelne hat darauf wenig direkten Einfluss. Aber: Im privaten Raum kann jeder selbst tätig werden.

Rund 75 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt in Städten und besitzt eher einen Balkon als einen Garten. Jeder wilde Balkonmeter bietet Lebensraum für Kleinlebewesen und leistet so einen kleinen Beitrag zur Artenförderung. Im Gegenzug bietet er, vor allem auch Kindern, Naturbeobachtung aus nächster Nähe, Sensibilisierung für den Verlust. Dies führt idealerweise zur Wertschätzung unserer heimischen Pflanzen- und Tierwelt und dem Engagement für ihren Erhalt.


Internetadresse des Ratgeber-Blogs:

www.wildermeter.de

10 Gründe für einen Wildblumenbalkon


Redaktion: Sigrun Hannemann, www.bergblumengarten.de

FB Hortus Floridas Montis,

Kommentare sind geschlossen.