Der Giersch muss weg

28 Unkräuter bekämpfen oder einfach aufessen

Bei mir gibt es kein “Un”-Kraut im Garten. Nicht, dass ich ständig mit dem Unkrautstecher durch die Beete jagen würde. Es gibt nur ein anderes Wort dafür. Es sind meine Wildkräuter, über die ich mich sogar freue.

Ursprünglich, als ich es noch nicht besser wusste, hab ich zwischen meine nicht heimischen Pflanzen extra ein Schmetterlingsbeet gesetzt. Inzwischen möchte ich einen ganzen Schmetterlingsgarten und da sind heimische Wildkräuter ein Muss. So habe ich gestern zu den Lunaria-Babys von Elke/ Günstig Gärtnern (vielen Dank) noch die Knoblauchsrauke gepflanzt, damit der Aurora-Falter nicht nur durchfliegt, sonder seinen Nachwuchs hier aufziehen möchte. Aber Wildkräuter haben gleich mehrfachen Nutzen. Falls man sich mal wieder ärgert, dass die Petersilie nicht gekeimt hat, gibts eine Menge vitaminreiche Kräuter, wie den jungen Giersch, als Ersatz.

Der Ulmer Verlag bedankt sich im Anhang bei der ehemaligen Buchhändlerin Christine Hieber, die genau diese tolle Idee hatte, einen Ratgeber darüber zu veröffentlichen, was man mit dem heimischen “Un”-Kraut alles machen könnte. Warum nicht einfach aufessen und tolle Rezepte dazu kreieren? Das tut der Gesundheit und der Natur gleichermaßen gut. So entstand ein Mix aus Gartenratgeber und Kochbuch. Ein Garten-Kochbuch.

‘Der Giersch muss weg’ erschien Anfang 2019 im Ulmer Verlag. Die Biologin Elke Schwarzer schrieb die Pflanzenportrais der 28 häufig in Gärten vorkommenden Unkräuter und die Co-Autorin Susanne Hansch kreierte 50 spannenden Wildkräuter-Rezepte dazu. Wer sich noch unsicher in der Bestimmung der Wildkräuter sein sollte, findet im Buch zu jeder Pflanze ein Pflanzenportrait und den Hinweis, dass man sich damit auch bei Verwechslung nicht vergiften kann. Schlimmstenfalls wird es schlecht schmecken. Am unterhaltsamen Schreibstil erkennt man sofort, dass dieser Teil von Elke Schwarzer stammt. Susanne Hansch liefert uns in der Einleitung zu den meist vegtarischen Rezepten die veganen Ersatzmöglichkeiten von noch tierischen Produkten, wie Milch, Käse und Eiern.

© Elke Schwarzer

Ich habe Elke kurz zum Buch interviewt, um ein bisschen mehr zur Entstehung dieser, nicht ganz einfachen, Gemeinschaftsarbeit zu erfahren. Auch bin ich ja immer wieder erstaunt, wie es zu neuen Ideen für Gartenratgeber kommt. Mein Bücherregal kann sich inzwischen fast als Garten-Bibliothek sehen lassen….

Interview mit Elke Schwarzer

Ist der Ulmer Verlag zuerst an dich herangetreten, um dieses Buch zu schreiben?
Elke: Genau….es gibt im Anhang des Buchs eine Danksagung, denn die Idee kam sogar von einer Buchhändlerin…

Wie ist es zu den Rezepten gekommen? Ich hab gehört, dass du am liebsten Nudeln kochst, weil es schnell und unkompliziert ist?
Elke:Ich hätte mir in der kurzen Zeit keine Rezepte ausdenken können und auf Vorrat habe ich keine, ich koche immer frei Schnauze und schreibe mir nie auf, welche Mengen es waren. Dafür hat sich Susanne dann tolle Rezepte ausgedacht.

Gab es ein Limit an Rezepten vom Verlag?
Elke: Soviel, wie auf die Seitenzahl (128 S.) passt…. es war ein bisschen flexibel, aber allzu viele mehr passten einfach nicht.

Wer hat die unverwechselbaren Pflanzen ausgewählt?
Elke: Die haben wir vorab gemeinsam in einem Telefonat erdacht.

(Die moderne Medienwelt macht vieles möglich….)

Hast du schon ein Rezept selber ausprobiert?
Elke: Noch nicht, aber der Hopfen ist bald reif, der wuchert schon wieder! Dann gibts….natürlich Nudeln….mit Hopfenspitzen.

Vielen Dank Elke, für das kurze Interview!

Rezepte von Susanne Hansch

Susanne Hansch gibt uns eine Rezepte-Sammlung an die Hand, die einmal eine Neuinterpretation alt bewährter Rezepte sind, wie Bayerischer Kartoffelsalat mit Giersch, Buletten mit Brennnesseln, Spaghetti mit Hopfenspargel oder Berliner-Eintopf mit Beinwell. Es gibt aber auch Rezepte, die in anderen Ländern, wie Griechenland, Türkei oder in Asien tatsächlich traditionell so gekocht werden, wie sie im Buch beschrieben sind.

© Eva Gründemann

Ein leicht nachzukochendes Rezept erschien mir der Bayerische Kartoffelsalat. Der ist in meiner Familie sehr beliebt und wird regelmäßig angefragt. Ich musste nur noch auf den Giersch im Garten meiner Erlanger Freundin warten, denn in meinem fränkischen Sandgarten wächst er nicht. Ich habe wirklich die ganz jungen Blätter geerntet. Normalerweise fressen die Häschen das Grünzeug weg….vielen Dank fürs Überlassen dieser ersten Wildkräuter-Vitamine.

© Sigrun Hannemann

© Sigrun Hannemann

© Sigrun Hannemann

Mit freundlicher Genehmigung vom Verlag darf ich dieses Rezept mit euch teilen (Copyright Susanne Hansch)

Bayerischer Kartoffelsalat mit Giersch

© Sigrun Hannemann

  • 500g festkochende Kartoffeln
  • 1 Essiggurke + etwas von dem Gurkenwasser
  • 1 Rote Zwiebel
  • 1 Handvoll jungeGiersch-Blätter mit Stielen
  • 100 ml heiße Brühe
  • 2 EL Essig
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Prise Zucker
  • 2 El neutrales Öl (Raps- oder Distelöl)
  • Kartoffeln ca. 20-25 min. kochen
  • in der Zwischenzeit Essiggurke und Zwiebel fein würfeln. Giersch waschen, abschütteln, mit einem Küchentuch etwas trocknen und fein schneiden.
  • Die garen Kartoffeln mit kaltem Wasser abschrecken und pellen. In Scheiben schneiden und direkt in die heiße Brühe geben. Essig, Gurkenwasser, Zwiebel, Essiggurke und den Giersch dazugeben und mit Pfeffer, Salz und Zucker würzen. Alles locker vermengen und durchziehen lassen.
  • Das Öl erst vor dem Servieren untermengen und den Salat nochmals abschmecken.

Schmeckt vegetarisch oder wie im Buch, mit Buletten. Der petersilienartige Geschmack des jungen Giersch passt wunderbar zum Bayerischen (oder ähnliche Bundesländer ;-) Kartoffelsalat. Wichtig: Alte Blätter sind weniger geeignet.

Sieger beim Verleih des Deutschen Gartenbuchpreises 2019 auf Schloss Dennenlohe – Gartenkochbuch

Zum Schluss möchte ich noch ergänzen, dass dieses Buch bei der Verleihung des Deutschen Gartenbuchpreises 2019 in Dennenlohe den ersten Preis in der Rubrik ‘Garten-Kochbuch‘ erhalten hat. Ich saß bei der Preis-Verleihhung neben Elke. Das Buch wurde ziemlich am Ende der Veranstaltung prämiert, als sie schon fast nicht mehr an einen Preis geglaubt hat. Um so größer war die Freude darüber…;-)

© Sigrun Hannemann – Elke Schwarzer,  Susanne Hansch, Baron v. Süsskind, Moderatorin

 

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Sigrun Hannemann

Hortus Floridus Montis – Bergblumengarten

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