Bachstelze – Motacilla alba

Bachstelze; Hortus Columbarium

 

Die Bachstelze ist ein Singvogel aus der Familie der Stelzen und Pieper. Sie fällt durch ihr kontrastreiches, schwarz-weiß-graues Gefieder und den stelzentypischen Wippschwanz auf. Der charakteristische Ruf ist ein hohes, metallisches dschiwid. Wo ein Gewässer in der Nähe ist, ist die Bachstelze nicht weit. Aber wichtiger noch sind ihr ausreichend dichtes Gebüsch oder andere versteckte Orte für ihr Nest. Manche können sich sogar an einem Nest mit Bachstelzennachwuchs am Haus erfreuen. Bachstelzen sind in ganz Deutschland verbreitet.

Überwiegend am Boden sucht die Bachstelze nach Nahrung. Sie trippelt mit schnellen Schritten und kopfruckend hinter Insekten her. Das stetige Schwanzwippen ist dabei charakteristisch. Fliegen erbeutet sie auch im Flug. Der Flug erfolgt in ausgeprägt bogenförmigen Auf- und Abwärtsbewegungen, die Geschwindigkeit liegt bei etwa 30–40 km/h. Ihre Nester baut die Bachstelze in Mauerlöchern, Holzstößen oder auf Dachbalken. Bachstelzen sind in verschiedensten Lebensräumen heimisch. Sowohl offene Kulturlandschaften als auch Siedlungen, Industrieflächen, Felder, Gebirgslandschaften oder Salzmarschen. Häufig trifft man sie in der Nähe insektenreicher Gewässer und Viehweiden an.

Die Nahrung der Bachstelze besteht zum Großteil aus kleineren Insekten, vorwiegend aus Mücken und Fliegen, die leicht geschluckt werden können. Einen zahlenmäßig großen Anteil machen zudem auch  Köcherfliegen und Käfer aus. Das Spektrum ist aber sehr umfangreich und umfasst viele weitere Insektengruppen. Pflanzenbestandteile werden nur selten aufgenommen, so werden etwa Beeren angepickt oder Sämereien gefressen. Doch selbst in nördlicheren Breiten überwinternde Bachstelzen versuchen nach Möglichkeit, an animalische Kost zu kommen. Sie erbeuten dann beispielsweise an Bachufern Flohkrebse oder überwinternde Insekten in Viehställen.

Mitte März treffen zuerst die männlichen Vögel ein, ca. 10 bis 14 Tage später die weiblichen. Nach einer Balzzeit finden sich die Paare und beginnen mit dem Nestbau, wobei die weiche Inneneinrichtung ausschließlich von den Weibchen vorgenommen wird. In manchen Fällen wurde beobachtet, dass mehrere Nester angefangen, aber nur eines vollendet wurde.

Das Nest wird in Halbhöhlen oder Nischen errichtet, die einen guten Ausblick auf die Umgebung bieten. In der Kulturlandschaft überwiegen Neststandorte in künstlichen Strukturen wie Mauernischen, Gebälk, Stroh- oder Ziegeldächer, Fensterbänke, Kletterpflanzen, Holz- und Reisighaufen oder künstliche Nisthilfen. Die Eiablage erfolgt im Abstand von 24 Stunden meist eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Der Legebeginn liegt in Mitteleuropa frühestens in der ersten Aprildekade, meist aber später im gleichen Monat. Das Gelege besteht meist aus fünf bis sechs, seltener aus drei bis sieben Eiern, größere Gelege stammen vermutlich immer von zwei Weibchen. Die Eier sind oval, mattglänzend und auf hellgrauem bis weißlichem Grund fein graubraun bis dunkelgraubraun gesprenkelt. Sie sind durchschnittlich 20 × 15 mm groß und werden bei ungestörtem Brutverlauf elf Tage lang bebrütet. Unter ungünstigen Umständen kann die Brutdauer bis zu 17 Tage betragen. Das Männchen ist daran bis zu etwa einem Viertel der Zeit beteiligt, nachts brütet immer das Weibchen.

Die Jungvögel schlüpfen meist innerhalb von zwölf Stunden, in selteneren Fällen dauert dieser Vorgang bis zu 40 Stunden. Die Nestlingszeit dauert meist zwischen 13 und 14 Tagen. Die Nestlinge werden von beiden Altvögeln weitgehend zu gleichen Anteilen gefüttert. Während der ersten Tage, in denen das Weibchen ihren Nachwuchs unter den Flügeln bergend aufnimmt oder ihn im Bauchgefieder wärmt und beschützt, trägt das Männchen den größeren Anteil, gegen Ende der Nestlingszeit lässt dessen Fütterungsaktivität aber stark nach. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel noch 4–7 Tage, seltener bis zu 11 Tage lang gefüttert.

Die natürliche Lebenserwartung liegt bei 10 Jahren. In Gefangenschaft gehaltenen Vögeln wurden 12 Jahre alt.

Der Vogelzug der Bachstelzen unterscheidet sich stark, je nach Herkunft. Vögel aus unseren Breiten ziehen im Herbst oft in größeren Schwärmen bis nach Südwesteuropa und Nordafrika. Im Frühjahr findet der Rückreise auch nachts statt.

Noch ist der Vogel nicht als gefährdet eingestuft. Die Bachstelze ist der offizielle Nationalvogel von Lettland.

Kommentare sind geschlossen.